Sozialpädagogische Diagnostik ist ein strukturierter Prozess

Sozialpädagogische Diagnostik ist ein strukturierter Prozess

Dieser strukturierte Prozess läuft in den folgenden drei Phasen ab:

  1. Wahrnehmung/Beobachtung,
  2. Verstehen/Erklärung/Bewertung sowie
  3. Schlussfolgerung/Vorschlag.

Dabei geht es darum, Herausforderungen (Problemlagen) zu erfassen, Ursachen zu verstehen, Ressourcen einzubeziehen, um passgenaue Hilfepläne zu entwickeln. Wichtig ist die dialogische, transparente Einbeziehung der Klienten im Prozess.

Ausreichende diagnostische und analytische Kenntnisse durch eine anerkannte Zusatzqualifikation stellen in der Aufrufung durch ein Gericht (gem. §163 FamFG) eine wesentliche Rolle dar, der ich als Bachelor Professional im Sozialwesen (DQR-6) zu begegnen habe.

Was bedeutet sozialpädagogische Diagnostik und Fallverstehen?

Sozialpädagogische Diagnostik ist ein professioneller, systematischer Prozess zur Erfassung, Analyse und Bewertung der sozialen, psychischen, ökonomischen, biologischen und kulturellen Lebensdimensionen von Klientinnen und Klienten. Ziel ist es, deren Ressourcen, Probleme und Risiken ganzheitlich zu verstehen, um passende sozialpädagogische Entscheidungen und Interventionen zu ermöglichen. Die sozialpädagogische Diagnostik verläuft zirkulär, wie bereits erwähnt in drei Phasen:

  1. Wahrnehmen und Beobachten: strukturiertes Sammeln von Informationen und Eindrücken aus dem Kontakt mit dem Klienten und dessen Umfeld, ohne sie sofort zu bewerten.
  2. Verstehen, Erklären und Bewerten: Analyse und Deutung der gesammelten Daten im sozialökologischen Kontext, unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven.
  3. Schlussfolgern und Vorschlagen: Ableiten von Handlungsoptionen, Interventionen und Hilfeplänen, die im Dialog mit den Klienten erarbeitet werden.

Fallverstehen ist dabei ein Teilprozess, der das Ziel verfolgt, den konkreten Fall bzw. die Gesamtsituation einer Person oder Familie nachvollziehbar zu durchdringen. Es ist ein hermeneutischer, d.h. interpretativer, Erkenntnisprozess, der den Lebenszusammenhang und die individuellen Ressourcen sowie Problemlagen des Klienten umfassend berücksichtigt. Das Fallverstehen dient als Grundlage für die sozialpädagogische Diagnose und hilft, differenzierte, sachgerechte Hilfepläne zu entwickeln.

Wichtig ist, dass sozialpädagogische Diagnostik immer dialogisch, transparent und partizipativ gestaltet wird: Die Betroffenen werden als Expertinnen ihres eigenen Lebens anerkannt und aktiv in den Prozess einbezogen.

Zusammengefasst:

  • Sozialpädagogische Diagnostik = ganzheitlicher, strukturierter Prozess zur Erfassung und Bewertung von Lebenslagen und Ressourcen
  • Fallverstehen = interpretativer Erkenntnisprozess zum umfassenden Verständnis des individuellen Falls
  • Ziel = passgenaue und wirksame sozialpädagogische Hilfen im Dialog entwickeln

Die sozialpädagogische Diagnostik stellt nur eine Annäherung an den Umgang mit unterschiedlichen subjektiven ‚Wahrheiten‘, die in ihrer Gesamtheit und eventuellen Widersprüchlichkeit ein nicht unbedingt eindeutiges Bild davon ergeben, was in diesem ‚Fall‘ los ist.

In der sozialpädagogischen Diagnostik immer auch um einen „aufmerksamen Umgang mit Nichtwissen“ (Müller 2012: 100; vgl. auch Helsper 2008) und die Bereitschaft, eigene bzw. anerkannte Deutungen zu hinterfragen.

Zudem ist es in der sozialpädagogischen Diagnostik möglich und fachlich geboten Entscheidungen, Deutungen und Interventionen immer wieder auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. 

Als Bachelor Professional im Sozialwesen nutze ich die sozialpädagogische Diagnostik, um Familien besonders bei Trennung und Scheidung professionell zu begleiten und zu unterstützen. In meiner Arbeit orientiere ich mich dabei an den Prinzipien von „kess-erziehen“, einem Ansatz, der auf wertschätzende, konsequente und ermutigende Erziehung abzielt.

Was macht "gute" sozialpädagogische Diagnostik und Fallverstehen aus?

"Gute" sozialpädagogische Diagnostik und Fallverstehen zeichnen sich durch mehrere zentrale Qualitätsmerkmale aus:

  • Zirkulärer, systematischer Prozess: wie bereits beschrieben wurde
  • Ganzheitliche Perspektive: Sie bezieht die sozialen, psychischen, ökonomischen, biologischen und kulturellen Dimensionen der Lebenswelt der Klienten und ihres Umfelds mit ein. Ressourcen, Risiken und unterschiedliche Sichtweisen werden in Beziehung zueinander gesetzt und sorgfältig analysiert
  • Partizipative Orientierung: Die Betroffenen gelten als Expertinnen ihres eigenen Lebens und sind aktiv in den diagnostischen Prozess eingebunden. Die Diagnostik wird dialogisch und transparent durchgeführt, sodass die Klientinnen die Deutungen und Entscheidungen nachvollziehen und mitgestalten können.
  • Methodische Sorgfalt und Struktur: Der Einsatz von professionell strukturierter Wahrnehmung (z.B. gezielte Fragen, Beobachtungen), unterstützenden Instrumenten (z.B. Genogramme, Ressourcenanalysen) und qualitätsgesicherten Verfahren ist entscheidend. Die Methodik soll klar, nachvollziehbar und überprüfbar sein.

 

 

Mein Mehrwert für Ihre Lebenslage

Ich führe eine systematische sozialpädagogische Diagnostik durch, indem ich:

  • Die individuellen Lebenslagen der Kinder und Eltern nach einer Trennung oder Scheidung ganzheitlich erhebe,
  • Ressourcen, Risiken sowie Problemlagen analysiere und sichtbar mache,
  • die Dynamiken in den Familiensystemen erfasse, zum Beispiel mit Hilfe von Genogrammen oder Netzwerkkarten, um Unterstützungsstrukturen zu erkennen,
  • Meine Beobachtungen und Erkenntnisse im Dialog mit den Betroffenen reflektiere, damit sie selbst zu Beteiligten ihres Lösungsweges werden,
  • Methoden wie Verhaltensbeobachtung, leitfadengestützte Interviews und standardisierte Tests, etwa den SURT (Social Understanding and Reasoning Test), einsetze, um besonders die sozialen Kompetenzen, das Urteilsvermögen und die Perspektivenübernahme der Kinder und Eltern einzuschätzen.

Gerade der SURT hilft mir, das soziale Verständnis, die Empathie und die Problemlösefähigkeit in konkreten Trennungs- und Scheidungssituationen zu beurteilen. Zum Beispiel können Kinder Geschichten oder Bildszenen aus Trennungs- und Scheidungssituationen bewerten, und ich erkenne daran Stärken, Unsicherheiten oder Unterstützungsbedarfe.

Durch den Ansatz von kess-erziehen fokussiere ich darauf, die Eltern in ihrer Selbstwirksamkeit und Erziehungskompetenz zu stärken. Ich berate sie mit Respekt und ermutige sie, klare Regeln sowie eine wertschätzende Kommunikation beizubehalten, auch wenn die familiäre Situation durch die Trennung belastet ist. Die partizipative Auswertung der Diagnostik im Gespräch mit Eltern und Kindern bietet die Basis, emotionale Bedürfnisse und Konflikte offen anzusprechen sowie gemeinsam nachhaltige, positive Erziehungslösungen zu entwickeln.

Ich dokumentiere die Ergebnisse der Diagnostik strukturiert und nutze sie, um individuelle Hilfspläne für die Familie zu erstellen. Bei Bedarf empfehle ich weiterführende Maßnahmen – etwa Erziehungsberatungsstellen oder spezifische Trainings zur Stärkung sozialer Kompetenzen.

Um diese anspruchsvolle Arbeit qualifiziert leisten zu können, bilde ich mich regelmäßig weiter, etwa durch zertifizierte Zusatzkurse und Supervision zu Diagnostik und Testverfahren wie dem SURT sowie zu kess-erziehen und Trennungsberatung.

So stelle ich sicher, dass Familien nach einer Trennung oder Scheidung empathisch, fundiert und lösungsorientiert begleitet werden und Kinder wie Eltern gute Wege in ihren veränderten Alltag finden.

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Datum (erstellt):
2025-08-02 19:36:09
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